Folge 40: Faktor-ETFs, Smart Beta
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.
In dieser Folge sprechen wir über Faktor-Investing, auch beworben als Smart Beta. Wobei William Sharpe (Nobelpreisträger & Erfinder der Sharpe-Ratio) sagt, dass ihn dieser Begriff krank macht. An Smart Beta ist nichts smart. Es sind im besten Fall regelbasierte quantitative Strategien, die den industrialisierten und damit kostengünstigen Zugriff auf Faktor-Premiums erlauben. Dinge, die früher als heiliges Alpha zu einem hohen Preis verkauft wurden, weil nur aktive Guru-Manager dieses Alpha schöpfen konnten.
Wie gesagt: Im besten Fall. Im schlechtesten Fall sind es verzweifelte aktive Manager, die ihren Kram umbenennen und versuchen auf der Smart-Beta-Welle noch ein paar Euros abzugreifen.
Im Laufe der Jahre haben die Ökonomen einen ganzen Faktor-Zoo auf die Beine gestellt. Die akademische Literatur kennt über 600 Faktoren. Wenn man die aber böse anschaut und den Rotstift zückt verschwinden die beiden Nullen und aus 600 werden 6.
Diese sechs sind beständig, weit verbreitet, robust, investierbar und logisch erklärbar.
- Beta-Faktor
- Size-Faktor
- Value-Faktor
- Momentum-Faktor
- Die Faktoren Quality & Profitability
- Term-Faktor
Wir schauen uns diese Faktoren an und versuchen daraus ein Portfolio zu bauen. Das ist gar nicht so einfach, denn Faktoren bucht man nicht so einfach dazu. Faktoren-Prämien ersitzt man sich mit einem Zeithorizont von 15 bis 20 Jahren. Sie können Faktoren nicht einfach so zusammenrühren. Manche verstärken sich, andere löschen sich aus. Wer am Faktoren-Buffet willenlos "einmal alles" bestellt hat gute Chancen auf die Performance eines MSCI World zum Wucherpreis.
Und wer das nicht macht, kriegt trotzdem einen Kater namens Tracking-Error-Regret. Mehr dazu im Podcast.
Links zum Thema der Woche
- Alpha – der Heilige Gral der Überrendite. Leider vom Aussterben bedroht.
- Smart-Beta-ETFs: Das Trojaner-Problem
- Interview mit Jessica Schwarzer
- Faktor-Prämien: Man muss in 10- oder 20-Jahreszyklen denken
- Bei Smart-Beta-Portfolios kann viel schief gehen
Auf englisch
- MSCI: Factor Indizes-Factsheets
- Blackrock: Smart Beta Guide
- Vanguard: Factor-based investing
- Factor Investing: Evidence Based Insights - Factor Investing Wars will probably last forever.
- Video mit John Bogle von Vanguard
Finanzbegriff der Woche
Sharpe Ratio - Auf die risikobereinigte Performance kommt es an!
"8%, will ich!", so denkt er, der Privatanleger. Blöd nur, dass er dabei blind für die Risiko-Krokodile ist. Die Sharpe Ratio sagt, gegen wie viele Krokodile Sie für jedes Renditeprozent antreten müssen.
Entwickelt wurde die Sharpe Ratio vom Nobelpreisträger William Sharpe (gut, dass Sharpe kein Bayer ist. Schickelgruber-Verhältnis klingt irgendwie nach Kir Royal).
Berechnung der Sharpe Ratio
Zuerst ziehen Sie die Verzinsung einer risikolosen Anlage (Tagesgeld) von der Rendite des ETFs ab. Die verbleibende Rendite teilen Sie durch das eingegangene Risiko. Dabei dient díe Standardabweichung als Risikomaß. Es gilt: Je mehr Euros der ETF pro Risikoeinheit einbringt, desto höher die Sharpe Ratio.
Die Grundidee
Anleger wollen Rendite ohne Schwankungen (Volatilität).
Zwei Fonds lieferen eine Rendite von 10%. Einer schwankt um +/- 10%, der andere um +/- 15%. Ganz klar: Der Wenigschwanker wird gekauft.
Leider ist das nicht die Regel. Meist muß ich als Anleger aber zwischen Wertpapieren wählen, von denen eines zwar etwas schwächer in der Rendite, aber eben auch etwas weniger risikobehaftet ist. Hier gibt die Sharpe Ratio die notwendige Hilfestellung.
Das lässt sich an einem Beispiel illustrieren: Fonds A übertrifft die Tagesgeldrendite um 10% pro Jahr. Die Standardabweichung betrugt 20%. Dies resultiert in einer Sharpe Ratio von 10/20, das lässt sich zu 0,5 kürzen.
Fonds B generierte lediglich 8% pro Jahr aber mit einer geringeren Standardabweichung (15%), wodurch sich insgesamt eine etwas höhere Sharpe Ratio von 8/15 = 0,53 ergibt. Fonds A hatte die bessere Rendite, aber Fonds B lieferte mehr Rendite für das eingegangene Risiko und ist deshalb vorzuziehen.
Je höher die Standardabweichung (Volatilität) eines Fonds, desto höhere Renditen sind erforderlich, um eine hohe Sharpe Ratio zu erzielen. Dagegen benötigen Fonds mit geringerer Volatilität weniger hohe Renditen, um eine attraktive Sharpe Ratio auszuweisen. Eine hohe Sharpe Ratio garantiert somit nicht, dass ein Fonds risikoarm ist.
Auch ein wild schwankender "No-risk-no-fun"-ETF kann eine hohe Sharpe Ratio haben. Wenn die Rendite noch mehr Gas gibt als das Risiko passt alles. Zumindest in Excel. Was Ihr Magen zu dieser Achterbahnfahrt sagt, steht auf einem anderen Blatt.
Die Sharpe Ratio ist relativ. Sie können mit ihrer Hilfe ETFs vergleichen und sortieren, aber sie macht keine direkte Aussage über das eingegangene Risiko.
Eine Sharpe Ratio kleiner Null bedeutet: Besser verkaufen und in Tagesgeld umschichten. Dieses Investment erwirtschaftet noch nicht einmal den risikolosen Zinssatz.
Buchempfehlung des Finanzwesirs
Beide Bücher sind von Andrew L. Berkin und Larry E. Swedroe.
Your Complete Guide to Factor-Based Investing: The Way Smart Money Invests Today* |
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The Incredible Shrinking Alpha: And What You Can Do to Escape Its Clutches* |
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